Live 8: Infantile Verantwortungslosigkeit oder das schöne Gefühl, zu den "Guten" zu gehören

Herzlichen Glückwunsch an die zahlreichen Pop-Größen, die der Ersten Welt ein sicherlich tolles, kostenloses Konzert geboten haben. Glückwunsch, dass viele von ihnen dadurch einen in diesen Zeiten in ihrer Branche schwer zu erreichenden wirtschaftlichen Erfolg verbuchen können. So dürfen Pink Floyd sich beim Verkauf ihrer Platten über einen Zuwachs von 1343 % freuen, Madonna immerhin über stolze 200 %.

Und wem war sonst noch geholfen? Ach ja, Millionen von Menschen in der Ersten Welt können sich beruhigt im Sofa zurücklehnen und sich auf der Seite der Gerechtigkeit fühlen, während sie per Fernbedienung einige mächtige Männer damit beauftragen, gefälligst die Welt in Ordnung zu bringen. Schuldenerlass heißt die Devise! Es liegt auch allzu nahe: der neue Plasma-Fernseher, der noch nicht ganz abbezahlt ist, erinnert an die Last, die Schulden für den Schuldner bedeuten. Die wäre man nur zu gerne los. Es geht einem folglich ohne Schulden besser, also weg mit den Schulden! Hurra, endlich ist Politik mal einfach!

Irgendwem sollte noch geholfen werden bei dieser Aktion. Richtig, den armen Menschen in der dritten Welt. Und siehe da, es funktioniert! Das halbverhungerte Kind in den Fernsehaufnahmen von 1985 ist heute eine bildschöne Studentin. Geldof und Co. zeigen der Welt den Beweis, dass auch das eigentliche Ziel der Veranstaltung ein Erfolg sein wird. Doch was höre ich nebenbei? Der Kameramann hatte das Kind in seine Obhut genommen und so nahm ihr schon fast am Ende stehendes Leben eine glückliche Wende. Sofern dieser Kameramann für das damalige Live Aid losgeschickt wurde, um Aufnahmen zu machen, ist die Rettung dieses Lebens sicherlich ein Erfolg dieses Events. Aber so wertvoll jedes einzelne Leben auch ist, ein bißchen mehr sollte Live 8 doch erreichen. Aber an der Stelle wird die Sache leider wieder kompliziert.

Man darf erheblich zweifeln, ob Schuldenerlass den Armen in Afrika wirklich langfristig hilft. Zwei Links möchte ich zum Thema empfehlen:

HR 2 - Der Tag: Entwicklungshilfe in der Mitleidsfalle

Beitrag in der Netzeitung von Franklin Cudjoe, einem ghanaischen Ökonomen: Ohne Rockstar-Ökonomie lebten Afrikaner besser
NBerlin - 8. Jul, 11:35

Recht haben Sie

den Herr Ströbele hab ich auf der Veranstaltung auch gesichtet ;-) aber zur Verteidigung des ganzen, ist es nicht schwierig soviele Menschen zusammenzubringen, wenn man NUR eine politische Message hat? Oder wie Grönemeyer schloss: Dies ist eine Veranstaltung für die dritte Welt und es freut mich sie so zahlreich zu sehen, dies ist ein Beweis das Verantwortung tragen Spaß machen kann und nicht immer bedrückend ist, wie es einen in Deutschland gerne erzählt wird!"

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