Sonntag, 22. Februar 2009

Das Tischtuch zwischen den Geschlechtern

Mit Lebensgefährtin zu Besuch bei Verwandten. Nach dem Essen erhebe ich mich vom Tisch, höre die zwei Frauen noch warnende Laute von sich geben und dann ein “Puh, das war knapp!” von der einen. Hätte doch beinahe das dekorativ herunterhängende Tischtuch, das jeweils nur die Breite eines Sitzplatzes hat und ultraleicht ist, beim Aufstehen nebst Geschirr mitgerissen. Ich wundere mich über diese gefährliche Tischdekoration und biete der Gastgeberin eine Wette an, wann der nächste Gast beim Aufstehen den halben Tisch abräumt. “Bist Du still!” fleht sie mich an, aus der Küche ruft der Gatte derweil mir zustimmend: “Genau das sage ich auch immer!”. Hübsch anzusehen und denkbar unpraktisch - nur leider nahm ich die Präsenz dieser Deko erst zur Kenntnis, als es zu dem Beinaheunfall kam. So fungiert auch ein Tischtuch als Zeugnis des Grabens zwischen den Geschlechtern.

Interessant dabei ist, dass gemäß der populärwissenschaftlich-biologistischen Lesart die Männer ja “nur gucken können”. So einfach ist es dann wohl doch nicht. Aber wer kann das ernsthaft bezweifeln?

Neustart

Nach über dreijähriger Stille gibt es einen Neustart. Ich will nicht schreiben sollen, schreiben wollen sollen oder gar schreiben müssen. Aber Schweigsamkeit ist für den Schweiger, der durchaus etwas mitzuteilen hätte, ausgesprochen unerquicklich, sei es wegen mangelnder Publizität und gefühlter Irrelevanz des eigenen Daseins oder weil das Geschwätz und Geschreibsel mancher weitaus weniger klugen Zeitgenossen(innen) die Welt bisher nur unwesentlich besser gemacht hat. Eine Weile mag man sich seiner überzogenen Ansprüche an das eigene Wirken schämen und anstandshalber den Stift aus der Hand bzw. die Hände von der Tastatur nehmen, bis man feststellt, dass Andere recht unbekümmert die Relevantisierung des Irrelevanten und umgekehrt betreiben und so sich und ihren geistigen Ergüssen bzw. der von ihnen getätigten Reproduktion der Werke Dritter Geltung verschaffen. Manche nutzen aber auch subversiv die entstandenen Neu-Relevanzen (das neueste, zufällig an die Öffentlichkeit geratene Stripvideo von “Germany’s Next Topmodel”-Teilnehmerin Tessa Bergmeier z. B.) und entführen die Suchenden auf Nebengleise, die teils ganz andere Ziele haben (Stichwort “Google Whore“). Das klingt natürlich alles sehr finster, daher will ich natürlich auch die helleren Dinge nicht außer Acht lassen. Viele Leute schreiben wirklich bereichernde Texte und lassen ihre Leserschaft daran Teil haben. Irgendwann will man nicht mehr nur Konsument, sondern auch (wieder) Anbieter werden. Zudem wird die Blogosphäre, wird die Welt an sich nicht übersichtlicher, nur wenn ich die Klappe halte.

Nach drei Jahren auf der rechten Spur der digitalen Kommunikationsautobahn (vielleicht war es sogar der Standstreifen?) gebe ich wieder etwas mehr Gas wechsele nun die Spuren nach Belieben. Überholen oder überholt werden - das ist nicht relevant, allein die Fortbewegung als Selbstzweck genügt.

Dieses Blog soll nun mehr denn je seinem eigenen Titel gerecht werden: Ein Abbild der Baustelle(n) im Kopf, ein Aufstand des Verstandes, ein Hauen und Stechen zwischen diversen Bauunternehmen und Architekten, die am selben Ort ihr monumentales Werk errichten wollen und mit ihren womöglich in sich schon wirren und falschen Bauplänen ohnehin nur einen einsturzgefährdeten Turm errichten würden, auf dass der nächste Sturm ihn wie ein Kartenhaus zusammen fallen lasse. Da ist es doch gut, wenn sie sich in ihren Antagonismen gegenseitig ein Bein stellen und am Ende jeder nur ein kleines Häuschen baut.

Mit dem Mut, unfertiges, womöglich vereinzelt dummes, mit geringer Halbwertzeit versehenes Gedankengut zu veröffentlichen und befreit von der quälenden Eitelkeit, mit jedem Beitrag den großen Wurf zu machen, schreibe ich nun, wie es mir beliebt und wie die Gedanken gerade so kommen.

Ob Dr. Pathos wieder mal Bandwurmsatzeier verschluckt hat, der innere Nostradamus dunkle Zeiten prophezeit und im nächsten Beitrag vom fröhlichen inneren Kind ausgelacht wird oder schnörkellose Randnotizen zur Gegenwart aus dem Alltag oder aus dem Elfenbeinturm niedergeschrieben werden - all dies soll hier seinen Platz haben.

Dieses Blog könnte in Zukunft womöglich dazu geeignet sein, einzelne hier eingestellte Texte als würdelos und/oder gar menschenfeindlich zu interpretieren (eine rhetorische Unsitte, mit der Schönwetterdemokraten missliebige Meinungen nachhaltig zu diskreditieren versuchen) und weiterhin zu schließen, diese spiegelten zwangsläufig die Ansichten des Schreibenden wider, wogegen sich der Autor dieses Blogs ausdrücklich verwahrt wissen will.

Versuche einer Kritik der Integrität der publizierten Notizen, Äußerungen und Denkschriften in ihrer Gesamtheit sind gewiss nicht unwillkommen, aber vermutlich vergebens.

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