Dienstag, 20. Juli 2004

Aus aktuellem Anlass: Eine kurze Abhandlung über die beste Art und Weise, Geburtstagsgrüße zu übermitteln

Man stelle sich einen Menschen vor, der an der Aufgabe scheitert, einer für ihn sehr bedeutsamen Person zum Geburtstag zu gratulieren. Nicht, dass er es vergessen hätte! Nein, vielmehr hapert es bei der Umsetzung des Vorhabens, diesmal einen besonders gelungenen, profunden und nachhaltig im Gedächtnis des Jubilars verbleibenden Glückwunsch zu formulieren.

Nein, diesmal wird es sicherlich nicht wieder nur bei einer SMS bleiben, dem heutzutage gängigsten Ersatz für die Geburtstagskarte. Die im Regelfall ungünstige Lage des nächsten Briefkastens im Tagesmarschbereich dient als hinreichende, gar nicht zwingend auszusprechende Entschuldigung für die Schmalspurgratulation. Aber das kann es ja wohl nicht sein!

Anrufen? Nein, man möchte dem Geburtstagskind den auf die Gratulation folgenden Smalltalk („Der A und die D sind schon da, der G wartet noch auf seine Freundin, die F hat mich vorhin schon besucht, ich habe einen CD-Gutschein und einen Büchergutschein und [es folgt eine nicht enden wollende, von gelegentlichen Denkpausen unterbrochene Aufzählung] bekommen“) nicht zumuten - vielleicht auch sicht selbst nicht. Der Gratulant wiederum möchte sich unter Umständen aber auch Fehltritte ersparen. Man will sich nicht tagelang fragen müssen, ob man den richtigen Tonfall am Telefon drauf hatte. Hatte das Gespräch die angemessene Länge? Oder wurde man abgewimmelt, weil die Stegreiflaudatio, die auf der anderen Seite aus dem Hörer krächzte, langweilig, redundant oder gar unfreiwillig komisch war („So insgesamt war es in den ganzen Jahren eigentlich doch meistens recht lustig mit Dir“)? Vermittelte man dem Geburtstagskind den Eindruck, mit dem heutigen Tage gehe es nur noch bergab? Oder hat den/die Angerufene genau dieser Gedanke gerade bekümmert und ist der Anrufer wie ein Idiot mit betont jauchzender Fröhlichkeit in rotweinschwere Melancholie geplatzt?

Man könnte natürlich mit einem Spruchband-Flugzeug (oder wie man so was nennt) aufwarten. Oder man kann wenigstens mit einer E-Card mit optisch gefälligen Darstellungen in Verbindung mit ebenso erbaulicher MIDI-Musik und einem Spruch aus der Aphorismen-Datenbank, die man schnell gegoogelt hat, dem Adressaten vermitteln, dass er/sie ein ganz besonderes Exemplar der Gattung Mensch ist, was unterstrichen wird durch das ganz individuelle Flair, welches das aus 100 Motiven ausgewählte Bildchen nebst „Happy Birthday“ in der Reggae-Version ausstrahlt. Gut, damit vermittelt man durchaus glaubwürdig den Eindruck, dass man sich bemüht hat. Und wenn genug andere Gratulanten anrufen, SMS schreiben, Mails und E-Cards verschicken oder doch glatt persönlich vorbeischauen, wird das Geburtstagskind auch gar nicht dazu kommen, über den Baukastencharakter dieser elektronisch übermittelten Geste zu philosophieren.

Man könnte auch eine launige Rückschau auf die (möglicherweise gemeinsam durchlebten) Stationen des Lebens verfassen und bei einer passenden Gelegenheit vortragen oder z.B. in einem Weblog veröffentlichen. Aber dieses Projekt scheitert in der Regel an der begrenzten Zeit, da man auf halbem Wege mit großem Verdruss feststellen muss, dass der Geburtstag sich schon wieder dem Ende zuneigt.

So bleibt einem nur ein Weg:
Man schluckt eine Träne der Ergriffenheit hinunter – vielleicht lässt man sie auch kullern -, lächelt und denkt an viele gemeinsame Momente. Und man gelobt, immer ein treuer Freund zu sein und vermittelt dem Jubilar/der Jubilarin bei jeder Gelegenheit: „Ich bin für Dich da und ich bin froh, dass es Dich gibt!“

Happy Birthday, Sandy! 45 16 55

Baugerüste und Kreativität

Seit 10 Tagen betreibe ich ein Weblog und seit etwa 8 Tagen habe ich daran nichts mehr verändert. Die Arbeit an der Baustelle im Netz geht ähnlich schleppend voran, wie die Bauarbeiten an und auf meinem Balkon, die ich etwa vier quälende Monate lang erdulden musste. Es ist nicht etwa so, dass diese Arbeiten permanent auf meinem Balkon stattgefunden hätten! Tatsächlich sah ich die Arbeiter nur sehr selten. Da sie sich aber gleichzeitig mit mindestens 50 anderen Balkonen beschäftigen mussten, ist das sogar teilweise einleuchtend. Wenn doch nur nicht dieses meine Wohnung verdunkelnde Baugerüst gewesen wäre...

Ich will diese Schwebeplattformen aus den Sci-Fi-Filmen! Dann gäbe es endlich eine Welt ohne Baugerüste.

Freilich könnte auch jene technologische Errungenschaft nicht zum schnelleren Fortschritt an der Baustelle Weblog verhelfen. Technologie ersetzt auch heute noch nicht Kreativität. Wir können nicht einfach zum Gipfel der Erkenntnis schweben, man muss sich schon ein Gerüst bauen, um Schritt für Schritt aufzusteigen.

Das könnte ich jetzt noch näher ausführen, aber eine andere Baustelle bedarf aktuell meiner Aufmerksamkeit: Geburtstage wichtiger Menschen können nicht verschoben werden, Weblog-Updates schon! ;-)

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